Rubin, Smaragd und Co: Warum Anleger auf Edelsteine setzen

      Rubin, Smaragd und Co: Warum Anleger auf Edelsteine setzen

      Rubin, Smaragd und Co: Warum Anleger auf Edelsteine setzen

      Farbige Edelsteine wurden in den vergangenen Jahren zum Liebling der Investoren. Sie sind eine Wertanlage-Alternative zu Gold. Was dabei zu beachten ist


      19,5 Millionen Euro: Für diesen Betrag wechselte im November der 14,83-karätige rosa Diamant "Der Geist der Rose" in einer Auktion den Besitzer.

      Klein, leicht, glitzernd und sehr wertvoll. So lassen sich die Eigenschaften von Edelsteinen zusammenfassen. Weil sie auch noch selten sind, ist eine Wertsteigerung fast garantiert. Und weil sie derzeit als Sachinvestment boomen, erst recht. Zu Ostern und Pfingsten waren die Vorräte beim Wiener Edelsteinhändler Natural Gem erschöpft.
      "Die Leute haben uns leergekauft", sagt Natural-Gem-Managing-Partner Patrick-Noël Herold-Gregor. Auf der Suche nach einer Alternative im Zuge der großen Unsicherheit wegen der Corona-Pandemie haben viele Investoren auf der Flucht aus dem Geld und auch aus dem Gold naturbelassene, farbige Edelsteine für sich entdeckt.

      Fluchtwährung
      Dass Anleger vom Gold auf Edelsteine wechseln, mag verwundern. Gilt das Edelmetall doch als die Krisenwährung schlechthin. Herold-Gregor erklärt das mit einem Beispiel: Ein Kilogramm Gold hat derzeit einen Gegenwert von rund 52.000 Euro. Ein Rubin, der ein Kilo schwer ist, 150 Millionen Euro. "Auf dem Nagel des kleinen Fingers bringt man mit einem Rubin also locker den Wert eines Kilos Gold unter."

      Anleger schätzten zudem, dass es bei Edelsteinen keine Deklarationspflicht gibt – auch nicht beim Überqueren von EU-Innengrenzen. Goldkäufe ab einem Wert von 10.000 Euro müssten hingegen deklariert werden; auch bei Ein- oder Ausfuhren. Damit ist erfasst, wer Gold besitzt – Edelsteine ermöglichen ihren Besitzern somit eine gewisse Anonymität.

      Diamanten, Smaragde und Co seien somit auch die perfekte Fluchtwährung. Sie sind leicht, lassen sich einfach verstecken. Auch von Metalldetektoren werden die Steine – anders als Gold – nicht erkannt. Das macht sie auch sicherer vor Diebstählen.

      Seit der Finanzkrise 2008 ist das Interesse an Edelsteinen stetig gestiegen. Rubine haben seit 1995 einen Wertanstieg von mehr als acht Prozent pro Jahr gezeigt, Saphire von rund sechs Prozent und Smaragde haben ihren Wert um circa fünf Prozent pro Jahr erhöht.

      Weiße Diamanten gelten ohnehin als langfristig wertstabil. Im Vergleich zu Gold (physisch), dem US-Index Dow Jones oder Öl der Nordseesorte Brent weisen Rubine und Saphire eine deutlich bessere und stabilere Wertentwicklung auf.


      Diamanten sind ein Klassiker bei der Veranlagung in Edelsteinen. Aber naturbelassene, farbige Edelsteine holen rasch auf.

      Besondere Vorsicht
      Wer sich naturbelassene Steine ins Depot holen möchte, sollte darauf achten, dass diese wirklich unbehandelt sind – also weder hitzebehandelt noch radioaktiv bestrahlt sind oder dass Risse aufgefüllt wurden. Ein Zertifikat von einem gemmologischen Institut bestätigt die Naturbelassenheit.

      Edelsteinexperte Herold-Gregor mahnt hier zur besonderen Vorsicht. Anleger sollten Steine niemals ohne unabhängiges Zertifikat kaufen und darauf achten, dass dieses von einem Fachlabor ausgestellt wurde. Das Schweizerische Gemmologische Institut SSEF, GemResearch Swisslab (GRS) oder das Gemological Institute of America (GIA) sind Beispiele für anerkannte Zertifizierer. Biete ein Händler lediglich ein Zertifikat an, das er selbst ausgestellt hat, rät Herold-Gregor vom Kauf ab.

      Zertifikat
      Durch ein Zertifikat wird der Farbedelstein eindeutig beschrieben. Neben einem Foto vom Stein sind Angaben zum Gewicht, seiner Farbe, Herkunft und Behandlung jene Kriterien, auf die es ankommt. Dieser Qualitätsausweis sollte niemals gemeinsam mit dem Stein aufbewahrt werden. Das Zertifikat ist auch für die Versicherung der Besitznachweis. Ohne Zertifikat lassen sich Edelsteine auch nicht gut – zumindest nicht seriös – weiterverkaufen.

      Herold-Gregor selbst hat im Laufe seiner Karriere schon das eine oder andere Mal die Polizei gerufen, weil ihm ein Stein ohne Zertifikat zum Kauf angeboten wurde und ihm dessen vom Inhaber erzählte Herkunftsgeschichte unglaubwürdig erschienen ist. Wer investieren will, ist schon mit kleinen Beträgen dabei. Steine ab 500 Euro sind bei Natural Gem auch bereits zertifiziert.

      Edelsteine wachsen in der Erde. Je nachdem, wie viel Kohlenstoff oder etwa Korund im Erdreich vorhanden sind, entstehen Rubine, Saphire oder Smaragde. Vorhersagen könne man nicht, wo sich Steine befinden, erklärt Herold-Gregor. Die Analyse des Erdreichs sei der Wegweiser. Jeder Stein ist daher anders.

      Zu den wichtigsten Abbaugebieten gehören Burma, Mosambik, Sri Lanka und Kolumbien. Doch auch in Österreich wachsen Edelsteine. Im Habachtal der Hohen Tauern befindet sich die bedeutendste Smaragdfundstelle Europas. Alle Smaragde in den Kronjuwelen der Habsburger stammen aus Salzburg.

      Gradmesser
      Die Steine sind auch ein Gradmesser für die aktuelle Lage. Die plötzlich anziehende Nachfrage im November 2019 war für Kenner rückblickend ein erster Indikator dafür, dass etwas nicht stimmt.

      "Unsere Einkäufer in Pakistan und Burma waren damals beunruhigt", sagt Herold-Gregor, weil die Edelstein-Nachfrage aus China explodierte. Im Dezember 2019 gab es dann die ersten Meldungen aus China über ein Virus. Wuhan wurde abgeriegelt, der Rest ist Geschichte. (Bettina Pfluger, Magazin "Portfolio", 3.12.2020)