Diamantenfieber - was Anleger wissen müssen

      Diamantenfieber - was Anleger wissen müssen

      1. Teil: Diamantenfieber - was Anleger wissen müssen
      2. Teil: Wer kauft und sofort wieder verkauft, macht schon 30 Prozent Verlust
      3. Teil: Die magischen fünf "C"
      4. Teil: Die Tücken der indirekten Anlage in Diamanten
      5. Teil: Aktienrally vs Diamantenfieber


      Diamantenfieber - was Anleger wissen müssen

      Rekord in Genf: Der Diamant "Pink Star" wurde für sagenhafte 62 Millionen Euro versteigert. Auch wegen der Turbulenzen beim Gold wenden sich viele Anleger den Glitzersteinen zu. Wer damit Rendite machen will, braucht aber nicht nur viel Geld.

      Hamburg - Kein Text über Diamanten, der nicht mit einem passenden Zitat oder Songtitel beginnen würde. Also bitte: "Diamonds are forever". Mit der Titelzeile zu James Bonds "Diamantenfieber" wendet sich Shirley Bassey zwar nicht unbedingt direkt an schnöde Geldanleger. Aber auch viele Investoren, die sich die edlen Steine kaufen, um damit Rendite zu machen, müssen irgendwann feststellen: "Diamonds are forever" - im Depot.

      Und wenn nicht "für immer", dann doch zumindest für sehr lange Zeit. Denn nicht jeder Stein lässt sich so gut zu Geld machen, wie der knapp 60-karätige "Pink Star", der am Mittwochabend in Genf versteigert wurde. Bei dem Diamanten handelt es sich um den größten bekannten Stein seiner Farbkategorie - und mit dem Auktionsergebnis von 68 Millionen Schweizer Franken (inklusive Gebühren für das Auktionshaus: 62 Millionen Euro) um den bislang am teuersten versteigerten überhaupt.
      In der Liga spielt der normale Privatmann allerdings bekanntlich nicht mit. Für ihn ist es vielmehr äußerst schwierig, im Diamantengeschäft mitzumischen. Noch schwieriger ist es zudem, dabei auch Gewinne zu machen. Zwar kann man Diamanten bei jedem Juwelier an der Ecke kaufen. Aber die Steine auch zu einem guten Preis wieder los zu schlagen - das ist mitunter ein ziemliches Problem.

      Dafür gibt es verschiedene Gründe. Der nächstliegende ist die Mehrwertsteuer von 19 Prozent, die hierzulande beim Kauf im Einzelhandel fällig wird. Den Aufschlag können Privatleute beim Weiterverkauf kaum erheben - er muss durch einen Preisanstieg hereingeholt werden. Wer die Steuer umgehen oder zumindest reduzieren will, kann seine Edelsteine zwar im Ausland erwerben. Dort - oder in einem sogenannten Zollfreilager - muss er sie dann aber auch aufbewahren sowie wieder veräußern.

      Hohe Margen bei Juwelieren und Schmuckindustrie

      Daheim lagern, ansehen und anfassen - das geht dann nicht. Denn bei der Einführung in die Bundesrepublik wird wiederum die hiesige Mehrwertsteuer fällig, beziehungsweise die Differenz zwischen der bereits im Ausland gezahlten und der deutschen Abgabe.

      Und das ist nicht der einzige Grund, aus dem Fachleute davon abraten, Diamanten zu Anlagezwecken beim Juwelier oder im Schmuckgeschäft zu erwerben. Denn die Händler erzielen mit den Steinen gewaltige Gewinne. Marktkenner sprechen beispielsweise von Aufschlägen in der Schmuckindustrie von bis zu 100 Prozent.
      Einer Studie der Berenberg Bank und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) zufolge betragen zudem die Margen im Großhandel 30 bis 60 Prozent. "Ohne Insiderkontakte wird es kaum gelingen, diese Marge entscheidend zu verkleinern", schreiben die Autoren. "Ist der Einkauf im günstigen Fall schon 30 % zu teuer, entsteht beim späteren Verkauf das nächste Problem."

      Eine Alternative sind beispielsweise Online-Händler, von denen es immer mehr gibt und die eigenen Angaben zufolge auf einen Pool von mehreren hunderttausend Steinen zugreifen können. Diese Plattformen werben meist mit erheblichen Preisvorteilen. "Bis zu 70% bessere Preise als im traditionellen Schmuckeinzelhandel", verspricht etwa die Verkaufswebsite Yorxs.de. Ähnliches gilt für Diamondax.de, eine Website, die vor wenigen Jahren als eine der ersten in diesem Markt an den Start ging.

      Wer kauft und sofort wieder verkauft, macht schon 30 Prozent Verlust

      Die Gründe für das niedrigere Preisniveau: Teure Laden- und Lagerkosten fallen weg. Zudem schalten die Händler mitunter mehrere Stufen der Wertschöpfungskette aus und greifen früher auf die Glitzersteine zu. "Wir erwerben unsere Ware direkt bei Schleifereien in Indien", sagt etwa Diamondax-Chef Ulrich Freiesleben zu manager magazin online. Freiesleben ist bereits seit rund 30 Jahren im Geschäft - seinen Angaben zufolge verfügt er deshalb über Marktzugänge, die vielen anderen nicht offen stehen.

      Die Kehrseite der Medaille: Im Internet muss der Käufer in der Regel blind zugreifen, kann die Steine also zuvor nicht einmal persönlich in Augenschein nehmen. Das kann ein großer Nachteil sein, denn jeder Stein ist einzigartig. Und um die wirklich hochwertigen Exemplare herauszufinden, braucht es nicht nur viel Expertise. Man muss die Stücke auch buchstäblich unter die Lupe nehmen.

      Zwar besteht heutzutage kaum noch die Gefahr, an sogenannte Blut- oder Konfliktdiamanten aus unseriöser Quelle zu geraten. Denn seit Jahren sorgt ein international abgestimmtes Verfahren namens "Kimberley Prozess" dafür, dass ausschließlich Rohdiamanten mit zweifelsfreier Herkunft in den etablierten Umlauf kommen.

      Dennoch gibt es von Stein zu Stein erhebliche Qualitätsunterschiede - und die führen mitunter auch zu ziemlichen Wertdifferenzen. Die wichtigsten Kriterien zur Preisbestimmung etwa fassen Profis mit den vier "C" zusammen ("Colour", "Clarity", "Cut", "Carat", siehe Kasten links). Dabei müssen selbst Fachleute sehr genau hinsehen, um die einzelnen Merkmale richtig beurteilen zu können - für Laien ist das praktisch unmöglich.

      Die magischen fünf "C"

      Um Unsicherheiten zu vermeiden, werden Diamanten zwar in der Regel mit Wertzertifikaten anerkannter Institute ausgestattet ("Certificate", das fünfte "C"). Bei Steinen von Diamondax etwa oder des Onlinhändlers Renésim gehört das Attest des Gemological Institute of America (GIA) zum Standard. Dennoch bleibt bei der Preisfindung ein Spielraum - und der kann im Zweifel zum Nachteil für den privaten Verkäufer werden.

      Und damit nicht genug: Auch wer im Internet günstig an Steine gekommen ist, hat das Problem des Verkaufs noch nicht gelöst. Plattformen etwa, auf denen Privatleute untereinander handeln, befinden sich derzeit erst im Entstehen. Was bleibt ist momentan daher vor allem die Rückgabe der Diamanten an den Handel - und da fällt die Kalkulation aus Sicht des Anlegers wiederum eher unerfreulich aus.

      Diamondax etwa nimmt die Steine zwar zurück, jedoch nicht ohne zuvor die eigene Gewinnmarge von 10 bis 12 Prozent, sowie einen zusätzlichen Abschlag von 5 bis 7 Prozent vom Preis abzuziehen. Hinzu kommt wie beschrieben die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent, die beim Rückkauf nicht mit ausgezahlt wird.

      Unterm Strich heißt das: Wer einen Stein kauft und im nächsten Moment wieder zurückgibt, macht bereits aufgrund von Steuer- und Händlerabschlägen einen Verlust von mehr als 30 Prozent. Da wundert es kaum, dass Diamondax-Chef Freiesleben dazu rät, Diamanten zur Geldanlage lediglich mit "mittelfristigem Anlagehorizont" einzusetzen, sprich: mit einer Haltedauer von fünf Jahren oder mehr.

      Die Tücken der indirekten Anlage in Diamanten

      Die gute Nachricht lautet allerdings: Für diejenigen, die sich darauf einlassen wollen, ist der Zeitpunkt derzeit womöglich günstig. Die Diamantenpreise befinden sich seit einigen Jahren in einem stetigen Aufwärtstrend. Kurz nach der Finanzkrise, im Jahr 2011, kam es zwar zu Übertreibungen. Marktteilnehmern zufolge ist die darauf folgende Korrektur inzwischen jedoch ausgestanden (siehe Grafik links).

      Hinzu kommt: Der Blick auf den Weltmarkt kann in Bezug auf die weiteren Preisaussichten ebenfalls optimistisch stimmen. Experten erwarten langfristig einen Anstieg der Diamanten-Nachfrage vor allem in China, Indien und den USA, dort also, wo schon jetzt die meisten Steine an den Endverbraucher gehen. Gleichzeitig dürften in den großen Förderländern wie Russland, Botswana oder Kanada in nächster Zeit die Kapazitäten nachlassen.

      Spätestens ab 2018 werden die bestehenden Minen allmählich ausgeschöpft sein, schreibt beispielsweise die Unternehmensberatung Bain & Company in einem aktuellen Marktreport. Neue, größere Diamanten-Vorkommen jedoch, so die Analysten, werden kaum noch erschlossen.

      Wer dagegen vor den Unwägbarkeiten des direkten Diamantenkaufs zurückschreckt, kann auf andere Investmentwege ausweichen. In Deutschland werden inzwischen beispielsweise auch geschlossene Fonds angeboten, die auf diesem Gebiet investieren. Emissionshäuser wie die Hamburger Pretagus GmbH oder Swiss Investors Capital mit Sitz in Zürich werben ebenfalls damit, Diamanten besonders günstig erwerben zu können.

      Aktienrally vs Diamantenfieber

      Ob das stimmt, werden die Investoren vermutlich erst nach einigen Jahren Fondslaufzeit wissen. Anleger sollten sich in jedem Fall der Risiken bewusst sein, die eine Beteiligung an einem geschlossenen Fonds grundsätzlich mit sich bringt. Dazu gehört regelmäßig auch die Gefahr des Totalverlustes der Einlage.

      Wissen sollten Investoren auch, dass diese Branche zuletzt vor allem für negative Schlagzeilen sorgte, sei es wegen wegbrechender Platzierungszahlen, wegen einer Pleitewelle bei Schiffsfonds oder wegen zahlreicher Skandale (Stichworte: S&K Immobilien, Wölbern Invest, Infinus). Und fest steht: Einen Track-Record hat keiner der genannten Diamantfonds-Emittenten vorzuweisen - beide Firmen treten mit ihren Beteiligungsangeboten erstmals am deutschen Fondsmarkt auf.

      Eine Alternative ist der Kauf von Aktien aus der Diamantenindustrie, etwa von Schleifereien, die sich heute zum Großteil in Indien befinden, oder Minengesellschaften wie Dominion Diamond Chart zeigen oder Petra Diamonds Chart zeigen. Dabei haben die Minen einen Vorteil: Nach Angaben von Bain & Company investieren Anleger damit in den Teil der Diamanten-Wertschöpfungskette, der die größte Gewinnmarge enthält.

      Der Nachteil des Aktienkaufs ist jedoch: Dabei handelt es sich nicht um ein reines Diamanten-Investment. Die Aktienkurse unterliegen den Schwankungen der Börse und werden zudem von den Fähigkeiten des Firmenmanagements und der Konkurrenzentwicklung beeinflusst. Nicht ganz das richtige also vielleicht für Anleger im "Diamantenfieber".