Vorsicht beim Parken – Diese Wanzen sind richtig ätzend

      Vorsicht beim Parken – Diese Wanzen sind richtig ätzend

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      Vorsicht beim Parken – Diese Wanzen sind richtig ätzend
      Frank Rodenhausen 14.09.2025 - 08:54 Uhr , aktualisiert am 14.09.2025 - 08:54 Uhr

      In Schmiden sorgen winzige Einwanderer aus Nordamerika für Lackschäden. Die Platanen-Netzwanze hat sich in den Bäumen eingenistet – und zeigt dem Autolack, was ätzend wirklich bedeutet.

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      An diesen Platanen in Schmiden ist die Wanze gesichtet worden. Foto: Frank Eppler

      Wer sein Auto liebt, sollte es in diesen Tagen lieber nicht unter Platanen parken – zumindest nicht in Fellbach-Schmiden. Dort rieselt es von den Bäumen, aber nicht etwa Blüten oder goldgelbes Laub, sondern ätzende Hinterlassenschaften winziger Insekten. Die Platanen-Netzwanze (Corythucha ciliata) hat sich eingenistet. Und das mit Folgen.


      :pfeilrechts: Wie die Stadt Fellbach mitteilt, wurde der Schädling in den Bäumen entlang der Meißner- und Rosensteinstraße nachgewiesen.

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      So sieht die Platanen-Netzwanze stark vergrößert aus. Sie misst lediglich drei bis vier Millimeter. Foto: Wikimedia

      Platanen-Netzwanze: Unsichtbar, aber nicht unbemerkt
      Die nur wenige Millimeter große Netzwanze stammt ursprünglich aus Nordamerika, hat sich aber seit den 2000er-Jahren europaweit ausgebreitet – von Italien über Frankreich bis tief in den deutschen Südwesten. Besonders wohl fühlt sie sich auf der weit verbreiteten Ahornblättrigen Platane. Das berichtet zumindest das Julius-Kühn-Institut (JKI), eine Bundesforschungsanstalt für Kulturpflanzen mit Hauptsitz in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt.

      Der Speiseplan der Wanze ist einfach: Blattsaft. Die Tiere saugen sich an den Blattunterseiten fest und legen dort auch ihre Eier ab. Die Folge: gelblich gesprenkelte, kraftlose Blätter, die frühzeitig abfallen – und unter den Bäumen parkende Autos, die plötzlich Flecken tragen, die nicht von Vögeln stammen.

      Denn was oben gesaugt wird, muss unten wieder raus. Und das tut es in Form von Kottröpfchen, die bei hohen Temperaturen regelrecht eingebrannt werden können. Der Lack beginnt zu blühen, und das nicht im übertragenen Sinne. Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft, eine staatliche Einrichtung, die Fachinformationen rund um die Landwirtschaft, Ernährung und den ländlichen Raum sammelt, aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich macht, warnt bereits seit Jahren vor dieser Art „Nebenwirkung“ biologischer Stadtnatur.

      Lackschäden durch Platanen-Netzwanze: keine Bagatelle
      Die Ausscheidungen wirken leicht ätzend. Wie aggressiv, hängt von Temperatur und Einwirkdauer ab – ein paar Stunden in der prallen Sonne können reichen, um dauerhafte Spuren zu hinterlassen. Die Stadt Fellbach empfiehlt daher dringend: Wer sein Fahrzeug schätzt, sollte befallene Platanen meiden. Besonders gefährdete Parkflächen sollen demnächst entsprechend beschildert werden.

      Doch mit Warnhinweisen allein ist es nicht getan. Eine effektive Bekämpfung der Plage gibt es bislang nicht. Chemische Mittel scheiden aus – aus Umwelt- und Naturschutzgründen. Stattdessen setzen manche Kommunen auf biologische Gegenspieler, etwa Raubwanzen oder Schlupfwespen. Auch in Fellbach wird der Einsatz dieser Nützlinge geprüft, wie die Stadt betont.

      Platanen-Netzwanze: Biologische Gegenwehr noch in der Warteschleife
      In den Ländern Frankreich und Italien wurden bereits erste Erfolge mit Raubwanzenarten verzeichnet. Doch die Einführung solcher Nützlinge braucht ein gerüttelt Maß an Geduld – und Genehmigungen. In der Zwischenzeit hilft nur: regelmäßig waschen, möglichst nicht direkt unter Baumkronen parken und die Entwicklung weiter beobachten.

      Die Netzwanze ist gekommen, um zu bleiben. Was als entomologischer Exot begann, ist längst Teil urbaner Realität geworden. Und auch wenn sie nicht gefährlich ist im medizinischen Sinne – sie nervt, sie schädigt, sie bleibt.

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